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Slàinte!

Whisky, Kaschmir und Tweed

Das sind die ersten drei Begriffe, die mir persönlich zu Schottland einfallen. Wir haben unseren Urlaub an der schottischen Westküste und in den Highlands verbracht.


Unsere erste Station war Oban, wo wir in einem sehr schönen Bed & Breakfast untergekommen sind. Unser Zimmer hatte eine fantastische Aussicht über die Bucht von Oban und die vorgelagerten Inseln. Ganz klassisch haben wir einige Stunden damit verbracht, auf einem Tartan-Sofa vor dem Fenster zu sitzen, Tee und Whisky zu trinken und Shortbread dazu zu essen, während wir die Fähren und Segelboote auf dem Wasser beobachteten.

 

In diesem Bed & Breakfast haben wir des Morgens immer Porridge mit Whisky und Sahne bekommen, sozusagen als Vorspeise zu einem schottischen Frühstück mit Spiegeleiern, Speck und Würstchen. Dieses Mahl bildete eine hervorragende Grundlage für die Unternehmungen des Tages, die stets an der frischen Luft stattfanden. Und frisch war die Luft in der Tat. Aus dem hitzestarrenden Deutschland kamen wir ins 13 Grad kühle Schottland. Wir konnten also quasi gar nicht anders, als an unserem ersten Tag dort gleich zwei warme Kaschmirpullover zu kaufen. Damit und mit wasserdichten Jacken ging es dann los zu Burgruinen und Wanderungen durch die bezaubernde Landschaft.

 

Nach unserem Einkaufsbummel in Oban stiegen wir hinauf zum McCaig's Tower, dem Wahrzeichen von Oban. Es handelt sich um einen nicht fertiggestellten Nachbau des Kolosseums in Rom, den der ortsansässige Bankier John Stuart McCaig 1897 bauen ließ, um die einheimischen Arbeiter während der arbeitsarmen Wintermonate zu beschäftigen und seiner Familie ein Denkmal zu setzen (Wikipedia). Das eigentliche Highlight war allerdings ein sehr freundlicher Kater, der offenbar täglich dort anzutreffen ist. Ich habe später herausgefunden, dass er schon so manchen Touristen erfreut und auf Instagram sogar einen eigenen Hashtag hat (#mccaigstowercat).

 

Am Nachmittag desselben Tages besichtigten wir das Dunollie Castle, eine Ruine gleich bei Oban mit grandioser Aussicht und in malerischer Landschaft gelegen.

 

Der nächste Tag sollte regnerisch werden, deshalb planten wir eine Autofahrt zum Loch Awe. Wir sahen uns Kilchurn Castle an, eine sehr charmante Ruine, auf deren Gelände Schafe und Rinder frei laufen dürfen. Danach fuhren wir in den Ben Cruachan, in dem ein Wasserkraftwerk betrieben wird.

 

An unserem letzten Tag an der Westküste besuchten wir vormittags die Oban Distillery und hatten das Glück, einer sehr interessanten und zudem unterhaltsamen Führung beizuwohnen. Natürlich kamen wir nicht umhin, uns eine kleine Flasche des örtlichen Destillats zu kaufen, um in den nächsten Urlaubstagen versorgt zu sein. Den restlichen Tag verbrachten wir auf der kleinen Insel Kerrera, die direkt vor Oban liegt. Wir fuhren mit der Fähre hinüber und wanderten zu einer kleinen Teestube, wo wir ein einfaches und köstliches Mittagsmahl zu uns nahmen.

 

Am nächsten Tag machten wir uns nach unserem vorerst letzten Whisky-Porridge auf nach Nordosten. Wir ließen die Küste hinter uns und machten am Glenfinnan-Viadukt halt, aber nur, um pflichtbewusst ein paar Fotos zu knipsen. Eigentlich waren uns dort nämlich zu viele Menschen unterwegs, weshalb wir auch schnell wieder im Auto saßen. Unser nächster Stop sollte sich als der spektakulärste unseres Urlaubs herausstellen: die Steall Falls. Zufällig hat mein Mann diesen Wasserfall im Internet gefunden, und da er auf dem Weg zu unserem Ziel am Loch Ness lag, machten wir einen Abstecher. Es ging auf einer schmalen, sehr hügeligen Straße durch die Highlands. Als ich schon glaubte, wir würden bald im Nirgendwo stehen, erreichten wir einen erstaunlich gut besuchten Parkplatz, auf dem sogar ein Eismann stand. Man stelle sich das vor! Also gab es erstmal ein Softeis mit Nutella und eines mit Marshmallows und dann starteten wir gut gerüstet ins Abenteuer. Es ging einen verwunschenen Pfad an einem Berghang entlang, der immer wieder von kleinen Bächen und Wasserläufen gekreuzt wurde. Schließlich kamen wir in ein Tal, das Glen Nevis, das ebenso wie das Glenfinnan-Viadukt Drehort für die Harry-Potter-Filme gewesen ist. Nun trennte uns nur noch ein Fluss, der Nevis, von den Wasserfällen. Und eine Brücke aus einem Stahlseil für die Füße und zwei weiteren für die Hände. Diese führte in etwa drei bis vier Metern Höhe über den vielleicht acht Meter breiten Fluss. In Deutschland undenkbar, ein solches Konstrukt ohne Sicherheitsseil und Schutzhelm zu betreten. Nicht so in Schottland, also nix wie rüber! Die nächste Herausforderung stellte sich in Form einer Sumpfwiese dar, die ganz und gar nicht Stoffschuh-freundlich war. Kurzerhand zogen wir also unsere Schuhe und Strümpfe aus und wateten barfuß durch den Matsch zum Wasserfall. Schließlich lassen wir uns so einfach nicht von unserem Ziel abbringen! Um unsere schmutzigen Füße wieder sauber zu bekommen, nahmen wir auf dem Rückweg nicht die Brücke, sondern wateten durch den Fluss. Sehr erfrischend - wir hatten wirklich Spaß auf diesem Ausflug!

 

Zwei Stunden später erreichten wir unsere Unterkunft: Das bezauberndste B&B, in dem ich je gewesen bin, das Pottery House in Dores am Loch Ness! Das Zimmer war wirklich luxuriös, die Inhaber haben auf jedes Detail geachtet, und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, gab es zur Begrüßung zwei selbstgebackene Cupcakes mit pinkfarbener Zuckercreme obendrauf! Herrlich! Das Abendessen im Dores Inn war auch sehr angenehm.

 

Urquhart Castle stand heute auf dem Programm, eine weitere Schlossruine, die ich unbedingt sehen wollte. Eine beeindruckende Anlage direkt am Loch Ness. Hier führte ein Schotte in der Tracht eines Jakobiters vor, wie man mit einem Claymore und anderen Traditionswaffen kämpft - wieder einmal sehr unterhaltsam.

Den restlichen Tag verbrachten wir mit mehr oder weniger zielloser Fahrerei auf der Suche nach einem Abenteuer ähnlich dem an den Steall Falls. Aber die sind wohl auch in Schottland nicht so dicht gesät. Wir landeten schließlich in Inverness, beschlossen aber letzten Endes, das Abendessen wieder im Dores Inn einzunehmen. Mit einem Whisky schlossen wir dort am Abend unseren Urlaub ab.

 

Heute sollte es nämlich schon wieder zurückgehen, in ein Hotel in die Nähe des Flughafens. Wir genossen also noch ein wunderbares Frühstück im Pottery House und machten uns auf den Weg. Unterwegs hielten wir noch einmal an den Bruar Falls, um uns an einem schönen Ort die Beine zu vertreten, bevor wir bis Stirling weiterfuhren. Hier nahmen wir unseren Afternoon-Tea in einer ganz bezaubernden kleinen Teestube, die mein Mann wohl sehr kitschig fand. Gut, vielleicht war sie kitschig, aber sie war einfach wunderschön!

 

Und das wars dann auch schon, was es Wissenswertes aus unserem Schottland-Urlaub gibt. Das letzte Hotel war nicht so doll, die Fahrt dorthin im Glasgower Berufsverkehr und am nächsten Morgen zum Flughafen war bescheiden, und über die Rückreise verliere ich in der Öffentlichkeit besser auch keine Worte.

 

Aber unsere Zeit in Schottland war wirklich toll! Die besten Fotos findet ihr unter „Flowers“!