Der Pferdeflüsterer
Ihr Lieben, heute wird es etwas philosophisch und spirituell. Aber ich denke, ein bisschen Philosophie und Spiritualität haben noch niemandem geschadet. Man muss es ja nicht übertreiben.
Es geht natürlich um das Ponyprojekt. Wir sind an einem Punkt, an dem wir uns bereits gefragt haben, ob es eine gute Idee war, die Ponys vor dem Schlachter zu retten. Ich kann für mich diese Frage immer noch ganz klar mit ja beantworten. Ich glaube nach wie vor, dass aus den Ponys gute Reittiere werden können. Und wenn schon keine Reittiere, dann doch zumindest umgängliche Beistellpferde. Unser Grundstück ist groß, meine freie Zeit reichlich und die Tiere stellen folglich keine Belastung für uns dar.
Ich habe vor zwei Tagen einen großen und hässlichen Fehler begangen, der sowohl meine zwei renitenten Ponys Kráka und Styggur als auch die meisten beteiligten Menschen traumatisiert hat: Ich habe mir Hilfe von einem Experten geholt, weil ich nicht ausreichend an mich und meine eigenen Fähigkeiten geglaubt habe. Weil ich zufällig von dem Experten erfahren habe und ihm anhand meiner eigenen Rechercheergebnisse zugetraut habe, das Problem mit Kráka und Styggur mit reiner Kommunikation lösen zu können - wie es ein so genannter Pferdeflüsterer eben macht. Manchmal bin ich naiv, und das mussten jetzt eben alle mit dem Trauma bezahlen. Nicht zuletzt habe ich beschlossen, mir Hilfe zu holen, weil alle möglichen Menschen ihre Expertise mit Pferden heutzutage anbieten und man überall liest, dass es besser ist, sich Hilfe zu holen, wenn man nicht weiter weiß.
Nun ist es aber so, dass ich selbst sehr viel über Pferde weiß, was mir eigentlich auch an jenem schrecklichen Abend erst klar geworden ist. Und diese „Experten“ können vielleicht Anfängern bei ihren kleinen Problemen helfen, aber nicht mir. Denn mein Problem ist keine Lappalie, die mit einem Rucken am Strick behoben werden kann. Hier ist Einfühlungsvermögen gefragt, und Beobachtungsgabe. Kommunikation ist es, worauf es ankommt. Und zwar geht es darum, den Pferden entgegenzukommen und zu versuchen, in ihrer Sprache mit ihnen zu kommunizieren, und ihnen nicht gewaltsam seinen Willen aufzuzwingen. Ich dachte, ein „Experte“ würde genau das tun. Falsch gedacht. Ich habe mich sehr darüber geärgert, dass mir all das erst wirklich klar geworden ist, als ich meine kleine Stute habe leiden sehen. Aber vielleicht war es so wenigstens nicht gänzlich umsonst.
Ich habe meinen Leitspruch von Ben Atkinson missachtet: „Time and patience - all the gadgets you need.“ Ich weiß doch, wie es geht, und trotzdem habe ich einem Fremden vertraut, der sympathisch rüberkam und meinte, er sei stärker als meine Pferde.
Nun gut - wie heißt es so schön: Man muss das Vergangene ruhen lassen und nach vorn blicken. Und deshalb gibt es jetzt das Ponyprojekt reloaded. Es geht darum, Kráka und Styggur zu zähmen - auf meine Art. Ich bin nicht bereit, diese Tiere aufzugeben und sie aufgrund meiner eigenen Unfähigkeit doch noch zum Schlachter zu geben. Es widerspricht meiner gesamten Lebensauffassung, ein Tier zu töten, nur weil ich es nicht zähmen kann. Und wir sprechen hier nicht von gemeingefährlichen Ponys, die beißen und treten. Das hat Kráka nicht einmal getan, als sie sich vor zwei Tagen vergeblich aber verbissen gegen unnötige Brutalität gewehrt hat.
Ich halte euch auf dem Laufenden!
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